Über Neonazis und die Verharmlosung rechter Gewalt
Die Gefahr und das Gewaltpotential der rechten Szene wurden nach der friedlichen Revolution in Ost und West gleichermaßen unterschätzt. Obwohl das Ausmaß rechter Gewalt in der DDR bereits in den 80er Jahren nicht mehr verheimlicht werden konnte, verharmlosten SED und Stasi es als jugendliches „Rowdytum“, das vom Westen gesteuert sei. Dass es bereits in der DDR ein gravierendes Neonazi-Problem gab, wollte die Staatsführung nicht wahrhaben. Bis auf einige wenige große Schauprozesse blieb die Szene weitestgehend unbehelligt. Doch in den Gefängnissen von Brandenburg, Torgau oder Bautzen waren die Haftbedingungen extrem und eine Auseinandersetzung mit den Jugendlichen fand nicht statt. Viele, die 1989/90 aus den Haftanstalten entlassen wurden, waren im Anschluss daran gefestigte und vor allem gewaltbereite Neonazis.
Der nachlässige Umgang, das Verleugnen und Ignorieren führten dazu, dass sich rechtes Gedankengut in der Gesellschaft verfestigte und sich ein harter Kern rechter Kader herausbilden konnte.
Ingo Hasselbach – ehemals Führungsgröße der Ostberliner Neonazi-Szene und später Gründer der Aussteigerinitiative EXIT – und einige Mitstreiter wurden vom Journalisten Peter Wensierski bereits 1990 in Lichtenberg gefilmt und befragt. Sie sprechen über das Ausmaß rechter Gewalttaten in der DDR und die Wurzeln der Radikalisierung, die bis heute in das rechte und rechtspopulistische Milieu hineinreichen. Es werden bislang unveröffentlichte Filmausschnitte aus der rechten Szene Ostberlins und insbesondere Lichtenbergs von 1987 bis 1991 gezeigt.
Das Gespräch wird von Nadja Klier moderiert.
Eine Veranstaltung des BStU und der Robert-Havemann-Gesellschaft.
Der Eintritt ist frei.
Wann: Donnerstag, 24. Mai 2018, 19.00 Uhr
Wo: Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie „Haus 22“, Ruschestraße 10, 10365 Berlin